August - NovemberWie kommt es dazu, vom Strassenkreuzer zum Pascha?
Vor einiger Zeit habe ich auf der Strasse gelebt. Ich war abgemagert und sehr sehr misstrauig allen diesen Zweibeinern, die sich Menschen nennen, gegenüber. Ich habe schon mal bei Menschen gelebt. Da wurde ich nicht gut behandelt. Naja und irgendwie irgendwann bin ich auf der Strasse gelandet. Da schlug ich mich irgendwie durchs Leben. Ich lebte alleine an einem großen Platz, da wo die Menschen ihre „Vierbeiner aus Blech“ abstellten. Ich versteckte mich immer in einem Busch. Eines Tages kam da ein Zweibeiner vorbei, der mich entdeckte. Irgendwie hab ich ihn gemocht und so schaffte er es, dass ich aus meinem Versteck raus kam. Er verschwand aber schnell wieder. Ich war enttäuscht und wollte schon fast wieder gehen, da sah ich ihn zurück kommen. Aber es war noch einer von den Zweibeinern dabei. `Nein nicht noch einer! Die sind eh alle böse!`
Aus meinem Gebüsch heraus beobachtete ich sie. Sie hatten was mit gebracht. Das stellten sie auf den Boden. Aber halt mal, das Geräusch kannte ich sehr gut! ES WAR EINE FUTTERDOSE!!! Mann, war ich glücklich! Am liebsten hätte ich die ganze Dose leer gefuttert. Das ließen die zwei aber nicht zu. Sie haben was von Bauchweh und so nem Blödsinn erzählt. Die hatten ja keine Ahnung, wie groß mein Hunger und Platz im Bauch war!
Sie wollten mich anfassen. NEIN, das ließ ich nicht zu! Die tun mir sicher auch nur wieder weh. Also verschwanden die 2 wieder.
Wir Katzen haben ein sehr gutes Zeitgefühl. Und so dachte ich am nächsten Abend wieder daran, was am Tag zuvor passiert war. Ich hatte was zu fressen bekommen. Ob die Zweibeiner wohl wieder kommen? Ich versteckte mich zur gleichen Zeit wieder in meinem Gebüsch und wartete. Haleluja … da kamen sie wieder und sie hatten die Futterdose wieder dabei. Super … es gab wieder was zu fressen! Irgendwann in der Zeit kam ich zu meinem Namen. Sie erzählten was von „Kevin allein zu Haus“ und „Kevin allein am Parkplatz“...
Wir waren uns schnell einig. Ich war Punkt 19.30 Uhr in meinem Busch und die beiden, manchmal auch nur einer, kamen und brachten mir was zu fressen. Aber jedes mal wollten sie mich anfassen. Das konnte ich nicht zu lassen. Ich habe mich mit heftigem Beißen und Kratzen gewehrt. Einer von denen hat sogar versucht mich hoch zu heben. Nö nö, nicht mit mir! Ich habe mich ganz schnell aus dem Staub gemacht.
So vergingen Tage um Tage, ich bekam jeden Abend was zu futtern. Und immer wieder diese Anfummelversuche! Ich wäre ihnen gerne gefolgt, um zu wissen wo sie denn immer hin gehen. Aber da konnten sie noch so gut auf mich einreden, ich hatte viel zu viel Angst.
November - DezemberDraußen wurde es immer kälter. Dank der zwei Menschen war ich wieder gut bei Kräften. Langsam fing ich an sie zu mögen. Ich glaube sie wollten mir wirklich nur Gutes tun. Ich ging ihnen jeden Abend nach dem Füttern ein paar Schritte hinterher. Ich mußte mir das alles erst anschauen, was sie machten, wo sie hin gingen. Wo sie hin gingen, das gefiel mir überhaupt nicht. Da waren so viele von den Blechvierbeinern, die waren laut, stanken und waren sehr schnell. Vor denen hatte ich richtige Angst!
Irgendwann kamen die Zweibeiner auf die Idee, mir mein Fressen nicht mehr bei meinem Gebüsch sondern an dem Haus zu geben, in das sie immer gingen, da wo auch so viele von diesen unmöglichen Blechvierbeinern waren. Hm, und nun? Ich hatte Hunger aber auch unheimliche Angst vor dem was da so alles passierte. Der Hunger hatte gesiegt. Ich schlich mich ganz eng an der Hauswand lang
und machte mich über mein Fressen her. Nachdem ich mich nun einmal getraut hatte an dieses Haus zu kommen, waren die Menschen der Meinung mir immer da mein Fressen geben zu müssen. Also begeistert war ich nicht davon, das mußte ja nun wirklich nicht dort sein. An meinem Busch war es doch auch in Ordnung. Die Anfummelversuche unterließen sie auch nicht. Ich habe ihnen aber sehr deutlich gezeigt, was ich davon halte! Darin war ich richtig gut! Nach meinen Attacken hielten sie sich immer die Hand vor Schmerzen.
In das Haus bin ich lange nicht rein gegangen. Draußen wurde es immer kälter. Und so haben die Menschen versucht, mich mit meinem Fressen in das Haus zu locken. Erst mußte ich mein Gebüsch aufgeben, dann die schützende Hauswand und nun sollte ich in das Haus rein. Wieder zu Menschen in ein Haus. Das kann nichts Gutes sein! Aber was blieb mir übrig, ich hatte Hunger und so traute ich mir total verängstigt den Schritt in das Haus zu.
Na da waren erst viele von den Zweibeinern drinnen! Alle sprachen auf mich ein. Es klang nicht böse. Und alle wollten mich streicheln. Das konnten sie vergessen – keine Chance! Ich habe mich gewehrt. Mein futter habe ich trotzdem bekommen. Und das Beste – da drinnen war es richtig schön warm - ein gutes Schlafplätzchen! Ich tauschte meinen Busch gegen dieses Haus ein.
Ich kam jede Nacht zum Schlafen dahin, bekam mein Fressen und mußte dann in der Früh das Haus wieder verlassen. Die Zweibeiner hatten ihrem Rudelführer nichts von mir erzählt. Er durfte es wohl nicht wissen, dass ich da schlafe. Manchmal, wenn sie mich früh raus geschickt haben, habe ich sie noch beobachtet. Alles was an mich erinnerte, haben sie weg geräumt oder geputzt. Da herrschte richtig Hektik. Das war echt witzig anzuschauen!
DezemberDer Rudelführer der Zweibeiner hat nie bemerkt, dass es mich gab.
Das große Haus mit den vielen Menschen wurde nun irgendwie mein zu Hause. Ich fand es da toll. Ich bekam alles, was so ein Katzenherz begehrt. Sogar zum Tierarzt haben sie mich gebracht. Doch zuvor bekam ich ein Halsband mit einem kleinen Ding daran umgelegt. In dem Ding war ein Zettel drinnen. Da stand was drauf, falls ich jemanden gehöre, dann sollen diejenigen was auf den Zettel schreiben. Es gab aber nie eine Antwort. Deshalb ging es dann zum Tierarzt. Ich habe eine Spritze bekommen und so ein kleines Ding unter die Haut. Ich glaube das heißt Chip. Sie wollten mich sogar kastrieren lassen. Ha, wenn die wüßten …. Vom Tierarzt haben sie dann erfahren, dass ich schon kastriert bin. Ich habe meinen Menschen keinen Ärger gemacht beim Tierarzt. Ich war der brävste Kater der Welt! Die Zweibeiner waren stolz auf mich!
Mein Misstrauen gegenüber den Menschen habe ich nur sehr langsam abgelegt. Ich habe oft gebissen oder gekratzt und das richtig heftig. Das passierte mir auch wenn sie mich nicht anfassen wollten, sondern nur eine komische Bewegung gemacht haben. Ich habe dann einfach vorbeugend mal zu gehauen. Außerdem waren es sehr viele Zweibeiner, an die ich mich gewöhnen musste. Ich konnte ihnen nicht einfach so vertrauen.
Dezember -Jeder hat sich um mich gekümmert, jeder gab mir mal was zu fressen oder versuchte mich zu streicheln. Manche haben das mit dem Streicheln auch sein gelassen, weil sie bei den anderen gesehen haben, wie ich darauf reagiere.
Ich glaube aber dass sie mich alle mögen. Also habe ich meine Kratz- und Beißattacken langsam eingestellt. Ich habe ja gemerkt, dass sie mir nichts böses antun. Im Gegenteil … ich bekam inzwischen sogar ein Katzenbett.
Das ist vielleicht ein Superteil, so schön weich, mein Lieblingsschlafplatz.
Meine neuen Freunde hatten aber immer noch ein Problem. Ihr Rudelführer wußte immer noch nichts von mir. Eines Tages hat sich einer von ihnen auf den Weg zum Rudelführer gemacht. Aber erst nachdem ein anderer meinte, die Zeit wäre gut. Der Rudelführer war gerade gut essen und ist nun super darauf. Lange haben sie geredet und danach haben alle gelacht, sich wahnsinnig gefreut und mit Fruchtsaft angestoßen. Das war ein gutes Zeichen.
Inzwischen bin ich auf dem Weg der Besserung. Ich beiße und kratze nur noch sehr selten, ich lasse mich rum tragen und streicheln und kraulen und verwöhnen.
Der zweibeinige Rudelführer sagte mal, ich wäre hier der „kleine Chef“. Die anderen meinen ich wäre ein Pascha geworden. Na und! Es lebt sich so perfekt!